Männer die auf Bären starren

Männer, die auf Ziegen starren – ein wunderschöner Film aus dem Jahre 2009 mit unter anderem George Clooney, Ewan McGregor, Jeff Bridges und Kevin Spacey.

Aber noch schöner ist es – jedenfalls nach meiner Meinung – auf Bären zu schauen, in freier Wildbahn.

Mehr demnächst hier.

Wenn man keine Probleme hat, schafft man sich welche:

Drei Monate bis zum Abflug, jetzt gilt es, wichtige Entscheidungen zu treffen. Nehme ich die Vollformatkamera mit Tele-Zoom mit, immerhin 3 kg Zusatzgepäck? Oder den Exoten, die Lichtfeldkamera Lytro Illum (ein sensationelles Spielzeug für Menschen, die Photographie und das Spiel mit Tiefenschärfe lieben)?

Wird wohl einige Tage dauern, bis ich zu einer Entscheidung kommen werde …

Es wurde aus Gewichtsgründen meine 18 Jahre alte Panasonic Lumix DMC-FZ50. Hat alles, was man bei so einem Vorhaben braucht bei relativ geringem Gewicht. Und ein Stativ ist für die auch nicht nötig.

Donnerstag, 15. August 2024

Los geht es. Alle Formatlitäten am Flughafen Frankfurt am Main schnell erledigt, Sicherheitskontrollen fast leer und auch das boarding lief pünktlich und problemlos ab.

Und pünktlich waren wir auch kurz vor 14.00 Uhr Ortszeit (= 22.00 Uhr in Deutschland) in Calgary. Gepäck abholen, Formaltitäten, Mietwagen und ab ins Hotel. Hier werden wir nur eine Nacht bleiben und morgen geht es nach einem kurzen Abstecher nach downtown ab nach Banff.

Der erste Eindruck nach Ankunft, Supermarkt und Restaurant:

Ich habe mich noch nie in einem fremden Land derart willkommen gefühlt. Keine abschreckenden Einreise- und Zollformalitäten. Es ist kein Visum erforderlich, Türöffner ist das eTA – Electronic Travel Ahtorization. Online in Deutschland beantragt – man muss nur relativ wenige Fragen benatworten – bekommt man binnen Minuten die Bestätigung und darf einreisen. Da dort die Reisepass-Nummer verzeichnet ist, wird beim Abflug ohne weiteres beim Einchecken erkannt, dass man die entsprechende Authorisierung hat.

In Kanada angekommen wird man nach Abholen der Koffer zu Auomaten geschickt. Nach Scannen des Reisepasses und Erkennung per Kamera müssen wieder nur ein paar Fragen beantwortet werden, vor allem zur Deklaration eingeführter Gegenstände. Cannabis ist übrigens eine gesonderte Seite wert. Dann erhält man einen kleinen Ausdruck und weiter geht es. Es kann passieren, dass Zollbeamte sich die Unterlagen noch einmal ansehen, wir sahen aber wohl so seriös aus, dass wir einfach Richtung Ausgang streben konnten. Dort gibt man den Ausdruck bei einem Zollbeamten ab und schon ist man draußen.

Danach erlebten wir – egal wo wir Kontakt hatten – eine große Offenheit und Freundlichkeit. Und eine große ethnische Vielfalt. Da muss ich mich in den noch mehr informieren, was die Bevölkerungsstrutkur in Kanada anbetrifft. Ich habe jedenfalls noch nie an einem Tag so viele Personen gesehen, die Turban tragen. Und tatsächlich sagt mir das Internet, dass die Religion der Sikhs die viertgrößte in Kanada ist, fast 800.00 Sikhs in Kanada leben – das sind mehr als 2 % der Bevölkeung.

Völlig überrascht war ich, dass die Kassiererin im Riesensupermarkt uns nicht nur mit „Hi“ begrüßte, sondern fragte, wie es uns geht. Nach ein paar Worten fragte sie weiter, wie uns Kanda gefalle. Und nach unserer Erklörung, gerade erst vor wenigen Punkten angekommen zu, erklärte sie uns, wie toll z. B. ein Ausflug nach Banff sei. Gut, dass wir genau dorthin morgen fahren und zwei Tage bleiben werden.

Auch abends im Restaurant ein toller Service und eine Freundlichkeit, die einfach gute Laune macht. Nach einem soliden italienischen Essen mit rotem kanadischen Bier – sehr lecker, könnte aber etwas mehr Hopfen vertragen – gehen wir erst einmal das Problem jet lag an. Und nach einem kontinentalen Frühstück geht es dann zunächst kurz in die City von Calgary und nach einer – wohl eher kurzen Besichtigung – ab in den ersten Nationalpark nach Banff. Dort soll es 20 – 40 Schwarzbären und ca. 65 Grizzlies geben. Wenn wir einen sehen, sagen wir Bescheid.

Freitag, 16. August 2024

Bevor wir Calgary Richtung Banff verlassen, fahren wir nach downtown.

Der erste Weg führt uns zum Calgary Tower. Von fern geht er zwischen diesen modernen Wolkenkratzern etwas unter, aber aus der Nähe kann er dann doch mithalten.

Insgesamt ist Calgary kein touristisches highlight, eine kleine nette Straße gibt es aber neben den vielen Häuserschluchten dann doch. Von dort gehen wir dann über den Olympic Plaza und die town hall zum Bow River mit einer entwas ansprechenderer Umgebung. Der Rückweg zum Parkhaus führt uns dann noch durch china town.

Nachdem wir die Stadt mit dem Auto verlassen haben, zeigen sich nach kurzer Zeit links im Hang noch weitere – imposante – Relikte der olympischen Winterspiele 1988 – die drei Skisprung-Schanzen.

Nach relativ kurzer Fahrt sind wir in Banff angekommen.

Zuvor mussten wir auf dem highway an einer Art Maut-Station den Eintritt für den Banff Nationalpark zahlen. Nicht ganz billig, aber als Beitrag zum Erhalt dieses Weltkulturerbes gerne entrichtet.

Banff erschien auf den ersten Blcik etwas gewöhnungsbedürftig, halt eine doch sehr große und geschäftige, tourismusorientierte Stadt in den Bergen. Nach dem Mittagessen (vietnamesisch) haben wir uns im Sipermarkt und im liquor shop mit dem Nötigsten versorgt. Später am Nachmittag dann die erste körperliche Betätigung in Gestalt einer kleinen Wanderung von 5,5 km am Bow River und den Vermilion Lakes. Dies brachte die ersten Mückenstiche und die Begegnung mit einem ersten Tier – ein Fichtenspecht.

The canadian way of Verkehrsberuhigung

Wie gut, dass ich mich zumindest rudimentär mit den Besonderheiten im Straßenverkehr befasst habe.

Dabei war die erste Überraschung, dass in Kanada das metrische System gilt.

Die zweite Überraschung war, das es kein Rechts vor Links gibt.

Und die dritte Überraschung nennt sich 4-WAY-STOP. Dabei liest man sehr viel darüber, dass es auf den Straßen in Kanada ein Problem mit dem Verkehrsfluss gibt. Und diese Regel ist der Garant dafür, jeden Verkehrsfluss zu vermeiden. Es ist schon lustig, dass an einer Kreuzung von jeder Seite dieses Schild zu sehen ist. Und es bedeutet tatsächlich, dass jeder anhalten muss, egal aus welcher Richtung er kommt. Und wer hat Vorfahrt? Zunächst keiner! Man fährt dann in der Reihenfolge, in der man gehalten hat in die Kreuzung ein. Erfordert das Wahrnehmung aller beteiligten Verkehrsteilnehmer und viel Rücksichtnahme – und entschleunigt ungemein.

Samstag, 17. August 2024

Der Start in den ersten kompletten Tag in Kanada begann natürlich mit einem kräftigen Frühstück. Das brauchten wir auch, denn danach ging es zur nächsten Wanderung. Zunächst mussten wir aber ins Banff Visitor Center, wo man – wie auch in vielen anderen Geschäften – Bärenabwehrspray kaufen kann. Wir erhielten hierzu eine eingehende Einweisung, denn im Ernstfall könnte die Zeit zu knapp sein, um eine Gebrauchsanleitung durchzulesen. Und ein versehentliches Auslösen führt zu sehr unschönen Effekten. Natürlich durfte auch die Erköuterung nicht fehlen, wie man sich bei Begegnungen mit Bären verhalten soll und wie man sie möglichst vermeiden sollte. Die Aussage der netten Mitarbeiterin „they don’t like us and we don’t like them“ mag ich aber dann doch nicht unterschreiben, denn eigentlich fined ich Bären toll und ich wäre enttäuscht, wenn wir hier in Kanada keine Bären in freier Wildbahn sehen würden.

Die folgende Wanderung war noch nicht sehr lang, aber doch schon mit einigen Höhenmetern. Ausgewählt haben wir den Aufstieg auf den 1.692 Meter hohen Mount Tunnel, dem Hausberg von Banff. Von oben hat man einen wunderschönen Blick rund herum auf die Rocky Monutains und natürlich auf Banff. Seinen eher profan klingenden Namen hat der Berg, der im 19. Jahrhundert zunächst nur „hill“ hieß, übrigens daher, dass einmal erwogen worden war, einen Eisenbahntunnel in den Berg zu sprengen. Für die indigenen Einwohner hat der Berg andere Namne, nämlich Iinii Istako (Blackfoot) oder Eyarhey Tatanga Woweyahgey Wakân (Nakoda-Sprache der Stoney). Er trägt auch den Namen „Sleeping Buffalo“ (Schlafender Büffel), da , vom Norden und Osten betrachtet seine Silouette an einen schlafenden Büffel erinnert. Es gibt Bestrebungen, dem Berg offiziell in Sacred Buffalo Guardian Mountain umzubenennen.

Auf dem Rückweg lernten wir eine weitere Spezies kennen, das red squirrel, das hier aber keine wirklich kräftig rote Farbe aufweist.

Nach Ende der Wandeung zurück in Banff war es Zeit für das Mittagessen, diesmal indisch. Wir waren wohl die einzigen Gäste nicht-indischer Abstammung.

Am Nachmittag fuhren wir dann noch an den Lake Minnewanka, der recht nah an Banff liegt. Eigentlich wollten wir auch hier etwas länger laufen, stießen aber auf eine Restricted Aera, in der man sich bis Mitte September nur in Grußßen von mindestens 4 Personen bewegen darf. Dort halten sich wohl immer wider Bären auf, weil sie dort Sträucher mit wohlschmeckende Beeren finden.

Also ging es nach kurzem Aufenthalt weiter, nicht ohne zuvor noch die Bekanntschaft mit dem gold-mantled ground squirrel gemacht zu haben.

Sonntag, 18. August 2024:

So schön es ist, viele verschiedene Locations in Kanada zu besuchen, man muss leider spätestens nach zwei Tagen wieder die Koffer packen.

Unsere Reise führt uns heute an den Emerald Lake, aber zunächst machen wir einen roadtrip über den Bow Valley Parkway nach Lake Louise, wo wir erwartungsgemäß keinen Parkplatz mehr bekommen konnten. Also ging es direkt weiter auf den Icefields Parkway nach Norden Richtung Jasper. Dabei war uns klar, dass wir irgendwann nicht meh weiterfahren konnten, denn die Zufahrt nach Jasper ist wegen der katastrophalen Waldbrände noch immer gesperrt. Die Bewohner der Stadt konnten gerade erst am Vortrag zurück, der Zugang für Touristen wird frühestens am 03.09.2024 wieder möglich sein.

Die Fahrt über den Icefileds Parkway bot die versprochenen fantastischen Ausblicke auf die Rocky Montains einschließlich einiger Gletscher. Zudem kommt man an vielen Seen vorbei, so dass wir die Gelegenheit nutzten, uns hier ein wenig zu bewegen.

Schließlich fuhren wir zurück über Lake Louise nach Field, wo wir im Visitor Center unser Ticket für den weiteren Aufenthalt in den Nationalparks lösten. Zum Glück gibt es das mit Gültigkeit für alle Nationlaparks der Gegend, so dass wir für den Yoho National Park, den Mount Revelstoke Nationalpark, den Glacier National Park und den Wells Gray Park nicht immer separat buchen müssen. Kurz hinter Field geht es dann ab zum Emerald Lake. Keine 2 km vor unserem Ziel passierte es. Eigentlich haben wir uns damit abgefunden, Bären in freier Wildbahn erst in zwei Wochen auf Vancouver Island zu sehen. Und dann hoppelt – das beschreibt die Bewegung am besten – knapp 200 Meter vor unserem Auto von rechts nach links ein Schwarzbär über die Straße. Nach Statur und Art der Bewegung würde ich auf ein Junges im zweiten Lebensjahr tippen. Das alles ging natürlich so schnell, dass es nicht einmal für einen Griff nach der Kamera reichte. Tatsächlich scheint sich aktuell zumindest eine Bärin mit Jungtieren in der Gegend um den See aufzuhalten. Also muss das Bärenspray immer mit.

Unsere Unterkunft ist eine sehr alte Lodge direkt am See, die immer wieder um weitere Gebäude erweitert wurde. Recht einfach gehalten, aber allen Ernstes mit einem offenen Kamin, den man auch selbst anheizen darf – worauf wir aber verzichtet haben.

Wir haben dann sofort das gute Wetter genutzt und sind kurz im See schwimmen gegangen – etwas kalt, aber vertretbar. Nachdem wir wieder trocken waren, folgte die unverzichtbare Umrundung des Sees zu Fuß, was sich in eine trockene warme Hälfte auf der Sonnenseite und eine kühlere matschige Hälfte auf der Schattenseite teilte.

Montag, 20. August 2024

Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Lodge mussten wir schon wieder unsere Koffer packen und weiter ging es nach Revelstoke. Der Trip maxhte sehr deutlich, wie groß und zugleich dünn besiedelt Kanada ist. Von Lake Emerald aus ging es nach 9 km bei Field wieder auf den Highway. Der nächste Ort am Highway war nach ca. 60 km Golden, danach wurden die Fahrer dann wiederholt auf Schildern aufgefordert, den Benzinstand zu checken, weil die nächste Tankstelle über 150 km entfernt in Revelstoke ist. Und tatsächlich führen wir zwei Stunden auf dem Highway bis Revelstoke ohne einen Ort dazwischen.

Einen kurzen Zwischenstop haben wir am Rogers Pass (1.330 Meter). Benannt ist er nach Albert Bowman Rogers, der den Pass 1881 als Möglichkeit für die Eisenbahn entdeckte, die Selkirk Mountains zu queren. Die Strecke wurde entsprechend über den Pass gebaut, war jedoch immer wieder von Lawinenabgängen betroffen, wobei auch viele Menschen getötet wurden. Deshalb wurde schon bald eine neue Streckenführung mit einem 1916 eröffenten Tunnel gebaut.

In Revelstoke waren wir in einem Hotel untergebracht, dass sich wohl vor allem an Skifahrer im Winter richtet. Wir hatten eine riesige Suite, eine komplette Ferienwohnung mit großem Küchenbereich und allem was man so gebrauchen könnte.

Da wir noch in der Mittagszeit angekommen waren, sind wir erst einmal nach downtown gefahren, um etwas zu essen und danach einzukaufen. Es ist ein sehr übersichtliches Städtchen, wir fanden aber recht schnell einen Taco-Laden, der wirklich gutes mexikanisches Essen machte. Nach der Versorgung im Supermarkt – vor allem für Zwischenmahlzeiten – folgte noch der kurze Abstecher in den Liquor Store, um etwas Bier zu kaufen. Es wurde ein Lager aus Revelstoke, das ich schon im Taco-Laden vom Faß getrunken hatte – lokal und gut.

Nach ein bißchen Ausruhen haben wir uns dann noch gegen Abend ca. 5 km bewegt, und zwar im „Nels Nelsen Historic Ski Jump“. Nels Nelsen ist so eine Art Ortsheiliger, ein Norweger (ursprünglich Nils Johan Nilsen), der mit seiner Familie nach Revelstoke ausgewanert war und dort wohl den Skisprung populär gemacht hat. 1925 stellte er mit einer Weitevon 73 Metern in Revelstoke einen neuen Weltrekord auf, der 5 Jahre lang nicht übertroffen wurde.

Dienstag, 21. August 2024

Nach dem Frühstück sind wird gleich aufgebrochen auf den 1.860 Meter hohen Mount Revelstoke. Die Wanderrouten starten nicht in Revelstoke, sondern man muss 26 km den Meadow in the Sky Parkway hoch auf den Berg fahren und hat dann nicht mehr allzu viel an Höhendifferenz zu bewältigen. Nach dem Afustieg vom Parkplatz zum Gipfel boten sich rundum schöne Ausblicke auf die umliegenden Rocky Mountains und herab auf Revelstoke.